Tong Yanrunan
Face to Face
1. Oktober bis 15. November 2020

Das Osthaus Museum und der Hohenhof sind ab Montag (2. November) bis zum 30. November 2020 einschließlich geschlossen.



Video von Georg Divossen zur Ausstellung auf vimeo
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- english version below-


Tong Yanrunan ist berühmt für seine Porträts. In aller Regel finden seine Porträtsitzungen im Atelier oder auch in Museen in direktem non-verbalem Austausch statt. Aufgrund der noch aktuellen Pandemie-Situation verzichtet das Osthaus Museum auf die geplanten Porträtsitzungen, die zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden können. Es werden ca. 80 kleinformatige Porträts zu sehen sein, denen – auf Wunsch des Künstlers – Gemälde aus der eigenen Sammlung gegenübergestellt werden. Diese sind:
- Max Beckmann, Dame mit Hut, 1941
- Alexej von Jawlensky, Barbarenfürstin, um 1912
- Heinrich Maria Davringhausen, Mann im blauen Rock, 1915
- Wilhelm Morgner, Selbstbildnis (XVI), 1912
- Heinrich Nauen, Porträt Christian Rohlfs, 1919

Durch diese Gegenüberstellung von Bildnissen der Westkunst mit Porträts von Tong Yanrunan werden sowohl Unterschiede in der kompositionellen Auffassung wie auch im Verständnis eines Menschenbildes evident.

Bei den Porträtsitzungen von Tong Yanrunan kommunizieren Maler und Modell in aller Regel nicht miteinander. Der Maler nimmt sich, so hat es Dieter Ronte beschrieben, etwa eineinhalb Stunden Zeit, um ein Porträt fertigzustellen. Die ganze Sitzung wird gefilmt, um ein Dokument des stattgefundenen Ereignisses zu erhalten. Die Porträtierten dürfen den Hintergrund aussuchen, dann beginnt eine konzentrierte Sitzung ohne sich auszutauschen. Tong Yanrunan porträtiert nicht in einer klassischen Weise, in dem er das Bild zunächst zeichnerisch gestaltet, sondern à la prima, die Acrylfarben werden direkt auf die Leinwand aufgetragen, größere Korrekturen sind nicht möglich, am Ende der Sitzung wird das Bild dem Modell gezeigt. Alle bisher Porträtierten waren sich in aller Regel darüber einig, dass sie von einem souverän arbeitenden Meister der Malerei dargestellt sind. Diese Sitzungen kamen für viele von ihnen einer Meditation gleich.

Tong Yanrunan arbeitet in jener modernen Art und Weise, wie sie Van Gogh vorgegeben hatte. Es geht nicht so sehr darum, detailhaft zu arbeiten, das würde eine andere Zeitschiene erforderlich machen, es geht darum, die wesentlichen Merkmale eines Menschen auf ein Bild zu bannen, in einer Weise, die eine Porträtähnlichkeit ebenso mit sich bringt, wie eine allgemeine Darstellung. Das Transzendieren, das Überschreiten in eine formelle wie intellektuelle Ebene, gehört zu den großen Fertigkeiten Tong Yanrunans. So ist der malerische Akt auch zu verstehen. Der Maler erarbeitet sich sein Bild in induktiver Weise, er setzt einen Strich nach dem anderen, das Bild vervollkommnet sich quasi von selbst. Nicht jede Partie eines Gesichtes wird in gleicher Weise betont. Die Strichführung ist expressiv zu nennen, was bedeutet, dass der Maler eine dargestellte Person jenseits einer exakten Darstellung überträgt.



ENGLISH VERSION

Tong Yanrunan
Face to face

Tong Yanrunan is famous for his portraits. As a rule, his portrait sessions take place in the studio or in museums in direct non-verbal exchange. Due to the current pandemic situation, the Osthaus Museum is dispensing with the planned portrait sessions, which can be repeated at a later date. Approx. 80 small-format portraits will be on view, which - at the request of the artist - will be juxtaposed with paintings from the museum collection. These are:

- Max Beckmann, Lady with a Hat, 1941
- Alexej von Jawlensky, barbarian princess, around 1912
- Heinrich Maria Davringhausen, Man in a Blue Skirt, 1915
- Wilhelm Morgner, self-portrait (XVI), 1912
- Heinrich Nauen, portrait of Christian Rohlfs, 1919

This juxtaposition of portraits from Western art with portraits by Tong Yanrunan makes both differences in the compositional conception and in the understanding of a human image evident.

In Tong Yanrunan's portrait sessions, the painter and model generally do not communicate with one another. Dieter Ronte described it as taking around an hour and a half to complete a portrait. The whole session is filmed to get a document of the event that took place. The portrayed are allowed to choose the background, then a concentrated session begins without exchanging ideas. Tong Yanrunan does not portray in a classic way, in which he initially creates the picture with a drawing, but à la prima, the acrylic paints are applied directly to the canvas, major corrections are not possible, at the end of the session the picture is shown to the model. All those portrayed so far generally agreed that they were portrayed by a master of painting who worked confidently. These sessions were like meditation for many of them.

Tong Yanrunan works in the modern way that Van Gogh had given. It's not so much about working in detail, that would require a different timeline, it's about capturing the essential characteristics of a person in a picture in a way that brings about a portrait similarity as well as a general representation . Transcending, crossing into a formal and intellectual level, is one of Tong Yanrunan's great skills. This is how the act of painting is to be understood. The painter works his picture inductively, he draws one line after the other, the picture almost perfects itself. Not every part of a face is emphasized in the same way. The lines are to be called expressive, which means that the painter transfers a depicted person beyond an exact representation.