UGO DOSSI
SINNLICHES UND ÜBERSINNLICHES
14. Juli bis 17. September 2017



Mit circa 100 Bildern und Objekten stellt das Osthaus Museum Hagen Ugo Dossi als künstlerischen Grenzgänger vor. In seinen Installationen und Bilderfindungen wirkt eine große Affinität zu den Naturwissenschaften, zur Topologie, eine Faszination für das magische Denken und eine umfassende, spirituelle Sicht der Welt. Damit erstellt er Modelle, die das Unendliche sichtbar machen und dem Undenkbaren eine Form verleihen, die eine sinnliche Ahnung davon aufkommen lassen.

Was ist Welt? Wie wirkt Schönheit? Das sind die zentralen Fragen im Werk des international erfolgreichen Künstlers und zweifachen documenta und Biennale-Teilnehmers. Beide Fragen kreisen um das Phänomen der sinnlichen und der übersinnlichen Wahrnehmung. Ugo Dossi stellt seine Werke als Antwort auf mögliche, oft noch ungestellte, existentielle Fragen in den Raum.

Die Ausstellung gibt einen umfassenden Überblick in das facettenreiche und transdisziplinäre Werk des Münchener Künstlers. In 50 Jahren künstlerischer Auseinandersetzung entwickelte Ugo Dossi Weltmodelle unterschiedlicher Art.

Ein Werkzyklus entwickelte sich aus der Beobachtung der unaufhaltsam um sich kreisenden und sich trotzdem immer weiter verzweigenden assoziativen Gedankenstränge. Er findet seinen künstlerischen Ausdruck in einer Wirbelform, dem Vortex. In endloser Umstülpung durch sich selbst hindurch, bringt dieser Wirbel sich selbst hervor, dehnt sich kreisend aus und verschlingt sich wieder selbst, zusammen mit allem hervorgebrachten.

Zeit, Raum und Bewegung sind auch zentrale Themen der neuen kosmologischen Wissenschaften. Ihre Untersuchungen erzeugen Bildwelten von völlig neuartiger Komplexität und Schönheit. Diese Bildschöpfungen illustrieren die Theorien, mit denen die Astro-Wissenschaften mit naturalistischen Metaphern physikalische Abläufe im Universum verständlich machen, die außerhalb unserer sinnlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten liegen. Von diesen kosmologischen Modellen, die unvorstellbare Ereignisse wie die Explosionen von Supernovae oder die Verschmelzung schwarzer Löcher beschreiben, fließen Anregungen in Dossis Gestaltungen. In seinem Werkzyklus Kosmogonien zeigt Ugo Dossi Werke, in denen Kunst und Wissenschaft eine einzigartige Symbiose eingehen.

Dieser Teil der Ausstellung entstand aus einer Kooperation des Künstlers mit dem Excellence Cluster Universe, einem Zusammenschluß der Astrophysikalischen Institute von Max Planck, TUM, LMU, ESO.

Ein alternatives Weltmodell eröffnet sich in Dossis Werkzyklus Tarot. Er zielt weniger auf das Verstehen einer äußeren, physischen Welt als vielmehr auf das Erkennen psychischer Vorgänge im eigenen Selbst. Hier geht es um die Erschließung der unbegrenzten Kombinatorik von Allegorien und Bildsymbolen aus dem Schatz des kollektiven Gedächtnisses der Menschheit.

In Zodiak widmet sich Dossi den Tierkreiszeichen und ihren komplexen Bedeutungen. Ihre Positionen werden durch jahrtausendealte Traditionen der Sternenbeobachtung und der Aufteilung des Firmamentes in verschiedene Koordinatensysteme bestimmt. Dossi entwickelte zu den einzelnen zodiakalen Charakter-Typen korrespondierende Farb- und Formgestaltungen, um damit individuelle Resonanzräume zu schaffen.

Durchgehendes Element in Dossis Weltbeschreibungen ist das Automatische Zeichnen. Automatische Zeichnungen entstehen, wenn die zeichnende Hand ohne absichtliche Steuerung unbewussten Impulsen folgt und damit Inhalte aus einem unbewussten Bereich zum Ausdruck bringt. Losgelöst von jeder Form ästhetischer Konvention zeigen automatische Zeichnungen das Wirken einer inneren Welt von archaischer Schönheit und Sinnlichkeit.

Ugo Dossi sieht seine Kunst als ein Werkzeug der Telepathie, mit dem Vorstellungen, Emotionen, Schönheit und Weltsicht übertragen werden.

Dr. Jacob Wenzel



Die Ausstellung wird realisiert in Kooperation mit der
 Kunststiftung Petra Benteler